
Im Kino Babylon stellte Egon Krenz am 26.05. den dritten Band seiner Erinnerungen „Verlust und Verantwortung“ vor.

Über dem Eingang des Kinos prangt in schwarzen Lettern „Egon Krenz Live“ und noch darüber eine Plakatwerbung für Filme mit Jane Fonda. Das Motiv darauf ist aus dem Spielfilm von 1965 „Cat Bellou“. Jane Fonda mit dem Kopf in der Schlinge am Galgen. Ein Sinnbild für den Abendgast?
Der Kinosaal ist bis auf den letzten Platz besetzt. Der Verleger der Berliner Zeitung, Holger Friedrich, übernimmt den Talkmeister der Buchpremiere. Überraschend Neues hat der Ex-Staatsratsvorsitzende nicht zu verkünden. Vielleicht hätte ihn der Verleger fragen sollen, ob er sich nunmehr mit 88 Jahren“ausgeschrieben“ habe.

Was vielleicht die meisten nicht wissen, Egon Krenz ist ein Vielschreiber. Wenn er sich nicht auf Vortragsreisen befindet, gehört das Schreiben zu seiner festen Tagesplanung. Seine Erinnerungen schreibt er seit seiner Haftentlassung 2003 unermüdlich auf. Es sind bis heute Tausende Seiten zu seiner Person und Zeit entstanden. Er ist der letzte Überlende und Chronist des DDR-Politbüros.
Wir haben ihn in unserer Langzeitdokumentation (2002 – offen) wiederholt in Dierhagen mit der Kamera besucht, wo er uns Einbllicke in seinen Schreibprozess gibt. In einer selbstverordneten Disziplin verbannt er sich in eine kleine Schreibhütte neben seinem Wohnhaus hinter den Dünen des Ostseestrandes. Wie er uns verrät, schreibt er seit seiner Kindheit Tagebuch. Ob sich darin wohl Reflexionen an Filme mit Jane Fonda befinden? In „Cat Bellou“ kommt die Hauptfigur glücklich vom Galgen los. Im Film wie im dritten Band geht alles gut aus.
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