Zum 150. Geburtstag von Thomas Mann am 06. Juni 2025 zeigt Zeitzeugen TV auf Grimmchronik ein Gespräch zwischen Inge Jens und Hans Mayer aus dem Jahre 1997.

Inge Jens kennt Hans Mayer bereits aus der Gruppe 47. Seit seiner Übersiedlung 1963 von der DDR in die Bunderepublik ist Hans Mayer mit der Familie Jens befreundet. Jedoch ist die literarische Zuneigung von Walter Jens eher bei seinem Freund Reich-Ranitzki. Währenddessen seine Frau Inge als enge Vertraute des Literaturprofessors gilt. Sie hat dem im 3. Reich verfolgten Juden auch in seinen letzten Stunden nahe gestanden, wo er in ihrem Beisein fließend in hebräischer Sprache Verse aus seiner Kindheit zitiert. Hans Mayer ist mit 94 Jahren in Tübingen 2001 gestorben.
Wir haben Inge Jens und ihren Mann weiterhin über viele Jahre dokumentiert. Die Aufnahmen fließen 2008 in den Dokumentarfilm „Frau Walter Jens“ ein, der die Arbeits- und Lebensgemeinschaft des Ehepaares bis hin zur Demenz des großen Gelehrten Walter zeigt. Eines der großen Themen des Tübinger Wissenschaftlerehepaares sind Thomas Mann und dessen Frau Katia. Ihr Buch über Katia Mann mit dem Titel „Frau Thomas Mann“ wird zu einem Bestseller und erhält seit 2003 immer neue Auflagen. Inge Jens war insbeondere mit dem Werk von Thomas Mann als Herausgeberin der Tagebücher und Briefe verbunden.
Hans Mayer begegnet in Weimar Thomas Mann 1949 zum Goethe-Jahr und 1955 aus Anlass der Feierlichkeiten zum 150. Todestages von Friedrich Schiller. Auch beim zweiten Besuch in Weimar wird der Nobelpreisträger von seiner Frau Katia begleitet. Man verleiht ihm bei dieser Gelegenheit die Ehrendoktorwürde der Universität Jena und die Ehrenmitgliedschaft in der Deutschen Akademie der Künste. Diese sollte eigentliche sein älterer Bruder Heinrich als Präsident leiten. Doch Heinrich Mann verstirbt 1950 vor seiner Rückkehr aus dem amerikanischen Exil.
So können sich 1997 die Gäste im Berliner Schauspielhaus am Gespräch zweier exzellenter Thomas-Mann-Kenner erfreuen. Hans Mayer zelebriert wie stets bei solchen öffentlichen Auftritten mit innerer Genugtuung kuriose Momente. Einer davon sind seine Erinnerungen an das Festessen für Thomas Mann.
Hans Mayer:
„Es gab das sonderbarste Festmenü, das ich überhaupt jemals erlebt habe. Es begann sehr harmlos und schön mit Königin Pastetchen. Es gab dann eine sehr gute Suppe. Und dann gab es Beefsteak Tatar. Beefsteak Tatar, und ich sehe Thomas Mann, wie er sein rohes Ei ganz brav in das rohe Fleisch mampfte und das sich selber zubereitete. Und man dachte, nun es ist ein Zwischengericht, ein sonderbares Zwischengericht, jetzt kommt wahrscheinlich der Hauptgang. Nein, das war der Hauptgang. Es war ein Festbankett für Thomas Mann mit Beefsteak Tatar, was für eine sehr schöne Sache ist. Denn dann gab es Vanilleeis. Dann war die Sache zu Ende.“
(Zitat aus der Filmaufzeichnung ca. bei Minute 18)
Links zu diesem Thema:
Erinnerungen an Thomas Mann – Inge Jens und Hans Mayer im Gespräch
Frau Walter Jens
Klassik-Stiftung